Was Sie schon immer über professionelles Sprechen und Sprachaufnahmen wissen wollten.
Wie finde ich die richtige Stimme für mein Projekt?
Natürlich gibt es eine riesige Menge deutschsprachiger Sprecher und Sprecherinnen auf dem Markt.
Doch nicht jeder, der sich als Sprecher anpreist, ist auch professioneller Sprecher. In-sofern wird es Ihnen nicht erspart bleiben, sich ein bisschen näher mit den infrage kommenden Kandidaten zu befassen. Wenn Sie den Kollegen oder die Kollegin nicht von früheren Aufnahmen her kennen, müssen Sie sich Sprachproben beschaffen. Viele, aber längst nicht alle Kollegen oder Kolleginnen, stellen ihre Sprachproben online zur Verfügung.
Steht das Demo im Internet, können Sie sofort hören ob die Qualität der Darbietung ihren Vorstellungen entspricht. Dabei geht es nicht nur um das Timbre und den Klang der Stimme, besonders wichtig ist auch die Präzision der Artikulierung, Stimmführung und die zur Verfügung stehende Bandbreite an Ausdrucksmöglichkeiten.
Das ist leider oftmals nicht immer ganz leicht zu erkennen. Deshalb geben Referenzen oder Rezensionen von Kunden einen ersten Hinweis darauf, dass es sich bei der ausgewählte Stimme um einen versierten Sprecher oder eine versierte Sprecherin handelt. Gerade große Werbeagenturen oder Konzerne, aber auch Fernsehsender, verfügen hier über sehr viel Erfahrung und eine sichere Hand bei der Auswahl der Stimme. Schließlich hängt dort auch kommerziell oftmals einiges davon ab.
Deshalb empfehle ich großen Wert auf Referenzen zu legen und sich anschließend ein Bild davon zu machen, ob die infrage stehende Stimme für Ihr Projekt geeignet ist. Eine umfassende Schauspielausbildung bzw. Sprechausbildung ist natürlich nichtvon Nachteil. Informationen hierzu finden sich oft im Lebenslauf bzw. der Vita des Sprechers.
Wenn es sich um einen wichtigen Job handelt, erklären sich viele Kollegen bereit, einen Auszug des gewünschten Textes als Layout zu sprechen. Layout sind in der Regel kostenpflichtig und werden bei späterer Beauftragung verrechnet. Diese oftmals kleine Investition, gibt Ihnen die Sicherheit, die richtige Stimme für ihr Projekt gewählt zu haben. Dadurch wird natürlich auch die Akzeptanz der gewählten Stimme bei etwaigen Auftraggebern oder Kunden gewährleistet.
Wie erkenne ich, ob der ausgewählte Sprecher / die ausgewählte Sprecherin zu meinem Projekt passt?
Am Anfang steht oft die Frage, ob die Stimme männlich oder weiblich sein soll? Naturgemäß gibt es hier keine festen Regeln, aber in vielen Köpfen hat sich festgesetzt,dass Männer eher technische Inhalte vermitteln können als Frauen. Frauen werden eher für emotionale Themen, Mode oder Style gewählt.
Ich persönlich finde das ziemlich unsinnig und würde mich bei der Wahl des Sprechers oder der Sprecherin nicht von solchen Klischees leiten lassen. Für mich zählt eher, ob der Kollege oder die Kollegen genügend Empathie besitzt um den entsprechenden Sachverhalt seriös und kompetent zu vermitteln. Ob die Stimme variabel genug ist um Emotionen zu wecken. Und ob das Stimmalter zur Zielgruppe passt.
Es ist leicht einzusehen, dass die Stimme beispielsweise einer Seniorin, ein Beauty Produkt für Teenager möglicherweise nicht ansprechend präsentieren kann. Anderer-seits kann aber gerade der gewollte Bruch mit Konventionen die gewünschte Aufmerksamkeit erregen. Ich erinnere hier gerne an eine Haribo – Kampagne, bei der im Spot Erwachsene Menschen in beruflichem Kontext mit Kinderstimmen nachsynchronisiert wurden.
Bei der Auswahl der passenden Stimme für ihr Projekt, sollten Sie also von der Zielgruppe aus denken: Wen möchte ich erreichen? Wen möchte ich für mein Projekt begeistern?
Welche verschiedenen Arten von Spezialisierungen gibt es für Sprecher?
Oftmals wird die Leistung von mir und meinen Kollegen und Kolleginnen gar nicht bewusst wahrgenommen. Im Fernsehen ist die Sprachebene Teil des gesamten Erlebnisses und wird selten separat wahrgenommen. Am häufigsten ist den Zuschauern noch die Tätigkeit der Synchronsprecher geläufig. Das zeigt sich auch an dem enormen Interesse nach Synchronsprechern bei Google. Da werden die deutschen Synchronsprecher nahezu aller großen Rollen häufig gesucht: Synchronsprecher Bruce Willis, Synchronsprecher Harry Potter, Synchronsprecher Tom Hanks, Synchronsprecher Dr. House, Synchronsprecher Robert DeNiro und so weiter. Da spielt es keine Rolle, ob die Stimme eines Schauspielers gesucht wird, oder die Synchronstimme ei-ner fiktiven Figur. Ich selbst synchronisiere oft Rollen in Computerspielen, so z.B. den Helden Desmond Miles aus dem Blockbuster-Game „Assassin’s Creed“, Feuergott Ragnaros aus „World of Warcraft“ oder Edward Richtofen aus „Call of Duty“. Aber auch realen Charakteren leihe ich meine Stimme, wie dem Bruder von Patrick Swayze, Don Swayze in dem Western Heathens and Thieves.
Neben der Synchronisierung von Kino und Fernsehfilmen gibt es aber noch eine ganze Reihe weiterer Tätigkeitsbereiche für professionelle Sprecher:
Off-Sprecher: Man hört die Stimme, sieht die Person aber nicht. Oftmals werde ich als Sprecher angefragt um, bei TV Shows Kandidaten vorzustellen, Prominente zu begrüßen oder Spiele zu erklären. Teilweise vertone ich auch kleine Filme, die zu-sätzliche Informationen zu unglaublichen Antworten in Rate-Shows bereitstellen. So bin ich zum Beispiel die Stimme von „Wer wird Millionär?“ mit Günther Jauch (RTL), „Klein gegen Groß“ mit Kai Pflaume (Das Erste), den Eurovisionssendungen „Spiel für Dein Land“ und „Ich weiß alles“ mit Jörg Pilawa, „Kaum zu glauben“ (NDR), „Die beste Klasse Deutschlands“ (KIKA), „Rundum gesund“ (SWR), dem “ARD-Presse-club“ und zahlreichen weiteren TV-Shows und -Formaten unterschiedlichster TV-Sen-der: ARD, ZDF, RTL, Nitro, VOX, Pro7, SAT1, Arte, bibelTV und verschiedenen dritten Programmen wie WDR, NDR und SWR.
Werbesprecher: Die Stimme, die sie bei Werbespots hören und die das jeweilige Produkt empfiehlt. Entscheidend ist hierbei, dass die Stimme zum Produkt passt und die Zielgruppe anspricht. Meine Stimme hören Sie zum Beispiel in TV Spots großer Marken, wie Yello, L’ Oréal, C&A, DHL, Junited Autoglass und vielen mehr.
Hörbuchsprecher: Eine große Kunst! Es gibt wenige deutsche Sprecher, die dieses Genre wirklich beherrschen. Minutiöse Vorbereitung, Konzentration auf den Punkt und enorme Ausdauer sind vonnöten. Oft sind die Aufnahmesessions außerordentlich lang und ziehen sich über viele Tage, wenn nicht Wochen. Kollegen, die großartige Hörbücher zu sprechen in der Lage sind genießen meinen höchsten Respekt. Ausdrücklich erwähnen möchte ich hier Rufus Beck, Christian Brückner und Ulrich Matthes. Aber, wie gesagt, es gibt noch ein paar mehr. Mich selbst können Sie unter anderem bei den Hörbuch-Biografien über Barack Obama, Helmut Kohl, Heath Leadger hören, außerdem in den Hörspielen „Der Schwarm“ von Frank Schätzing und den Gruselklassikern von John Sinclair – in letzterem als „der schwarze Tod“.
Wie werden Stimm-Charaktere typischerweise beschrieben?
Neben der Frage, ob Sie sich für eine männliche oder eine weibliche Stimme entscheiden, ist natürlich das Stimmalter entscheidend. Diese teilweise unterschiedlich gehandhabte Einteilung soll helfen, eine Zielgruppengerechte Vorauswahl zu treffen. Oft werden Altersklassen, zB. 31-45 Jahre oder 46 bis 65 Jahre vorgegeben.
Sie müssen dabei beachten, dass es der Sprecher oder die Sprecherin selbst ist, die diese Zuordnung vornehmen. Deren Interesse ist aber natürlich möglichst viele potentielle Kunden zu erreichen. Deshalb wird hier gerne eine eher große Bandbreite angeben. Auch hier kommen Sie nicht daran vorbei, sich selbst ein Bild über die Klangfarben der jeweiligen Stimme zu machen.
Selbsterklärend sind Charakterisierungen wie hell, hoch, klar, tief, sonor, volltönend, rau.
Schwieriger ist es dann schon bei Adjektiven wie mittel, satt oder warm.
Diese Attribute dienen eher einer ersten groben Auswahl, als dazu, die tatsächlich gewünschte und passende Stimme zu finden.
In dem Zusammenhang fällt mir eine Anekdote ein: Eine Kollegin wurde vom Regisseur gefragt, ob sie das nicht ein bisschen „praliniger“ sprechen könne. Konnte sie. Sie sehen: Ein bisschen Vorstellungsvermögen gehört eben auch dazu!
Welches sind die bekanntesten Synchronsprecher?
Da gibt es einige. Eine Auswahl:
Thomas Fritsch – Russell Crowe Bettina Weiß – Sandra Bullock Volker Brandt – Michael Douglas Thomas Danneberg – Sylvester Stallone und John Travolta Manfred Lehmann – Bruce Willis Nobert Langer – Tom Selleck als Magnum Claudia Urbschat-Mingues – Angelina Jolie und Jennifer Garner Engelbert von Nordhausen – Samuel L. Jackson und Gene Hackman Gerrit Schmidt-Foss – Leonardo DiCaprio Joachim Kerzel – Dennis Hopper und Dustin Hoffman
Was ist die besondere Herausforderung für Synchronsprecher?
Im Grunde genommen sind es zwei Herausforderungen vor denen Synchronsprecher stehen. Zum Einen muss der Sprecher / die Sprecherin derart in die Rolle schlüpfen, dass die Figur glaubhaft und authentisch wird, das heißt der Synchronschauspieler muss die Rolle leben und ihr Authentizität verleihen.
Zum Zweiten muss der Sprecher / die Sprecherin ein gutes Maß für Timing mit-bringen, denn die Lippenbewegungen des zu synchronisierenden Charakters müssen exakt getroffen werden. Das dies überhaupt möglich ist, dafür bietet ein gutes Synchrondrehbuch die Grundlage. Professionelles Synchronübersetzer passen die Übersetzung ins Deutsche bereits phonetisch an, dadruch kommt es manchmal zwarzu „interessanten“ Wortwendungen, sorgt aber dafür, dass die Sprache aufs Bild passt. Das menschliche Auge reagiert nämlich äußerst sensibel auf schlampig umgesetzte Synchronisierung und wenn man erst mal irritiert ist, ist es kaum möglich über diese Auge-Ohr-Irritation hinweg zu sehen.
Wie erfahre ich, wie lange mein Text ist?
Die Textlänge ist ein wesentliches Maß, um den Aufwand bei einer Vertonung einschätzen zu können. Logischerweise dauert die Aufnahme eines langen Textes länger, als die eines kurzen und das wirkt sich auch auf die Tonstudiokosten aus. Aber es gibt noch andere Faktoren, die über den Aufwand bei der Vertonung entscheiden. Enthält ein Text viele Fremdwörter oder viele Fachbegriffe, steigt der zeitliche Aufwand schnell an. Auch Eigennamen mit nicht zuvor präzise geklärter Aussprache, können Fallstricke sein.
Bei einem normalen Fließtext in deutscher Sprache rechne ich mit etwa 130 Wörtern pro Minute. D.h., wenn das Textverarbeitungsprogramm (z.B. Word, Pages) die Zahl der Wörter mit 130 angibt, dann weiß ich das meine Aufnahme nachher etwa 1 Minute lang sein wird.
Um die Dauer der Aufnahme zu ermitteln, gilt Faktor zwei. Also, um 1 Minute Text sauber einzusprechen, benötige ich 2 Minuten. Das mag von Sprecher zu Sprecher differieren, und auch von Text zu Text, aber die Erfahrung zeigt, dass dies ein realistischer durchschnittlicher Wert ist, der sowohl für längere Hörbuchaufnahmen, als auch bei Sprachaufnahmen für Unernehmensfilme gilt.
Wie setzen sich die Kosten für Sprachaufnahmen zusammen?
Die Kosten für eine Sprachaufnahme setzen sich aus den Tonstudiokosten und dem Sprecherhonorar zusammen. Tonstudios bezahlt man in der Regel pro Stunde.
Das Sprecherhonorar besteht zum einen aus der reinen Dienstleistung des Sprechens, also sozusagen dem Honorar für die Zeit, in der ich den Text vorbereite und anschließend im Studio sitze und alles einspreche, zum anderen aus der Übertragung der Nutzungsrechte an meiner Aufnahme.
Die reine Sprachaufnahme, ohne Nutzungsrecht, zum Beispiel zu Demonstrations- und Vorführzwecken wird auch als Layout bezeichnet.
Wie bereits vorher erwähnt, fällt also bei einem längeren Manuskript etwas mehr Honorar an, als bei einem kürzeren. Darüber hinaus ist aber entscheidend, mit welcher Reichweite die Aufnahme abschließend verwendet wird. Da ist es leicht verständlich, dass z.B. eine Begrüßungsansprache für einen Kongress mit 30 Teilnehmern weniger Reichweite hat, als beispielsweise das Sprechen eines Showopenings inklusiver der Vertonung der Filmbeiträge für eine Sendung, die im gesamten deutschsprachigen Raum im Rahmen einer Eurovisionssendung im Fernsehen ausgestrahlt werden. Hier entsteht also ein Wert dadurch, dass die Aufnahme von zig Millionen Menschen gehört wird.
Wichtig zu wissen ist auch, dass jegliche werbliche Nutzung auf ein Jahr Nutzungs-recht beschränkt ist. Möchte der Auftraggeber die Aufnahme nach einem Jahr weiter-hin nutzen, fällt ein erneutes Honorar an. Das reine Nutzungshonorar wird auch oft als Buyout bezeichnet.
Wie erhalte ich meine Sprachaufnahme?
Der Ablauf ist im Grunde genommen sehr simpel. Sie schicken mir den gewünschten Text und einen Link zum Film, sofern es einen Film gibt, und ich schicke Ihnen die Sprachaufnahme zum vereinbarten Zeitpunkt als Download zurück. Das Format können Sie im Grunde genommen frei wählen, wobei im professionellen Bereich in der Regel Dateien im Format .wav mit 48 kHz gewünscht werden.
Gibt es keinen Film, oder ist der Film noch nicht fertig, weisen Sie mich darauf hin. Entweder spreche ich dann „auf schwarz“, also ohne Film ein oder ich schaue mir vorher die schon vorhandenen Teile des Films, manchmal auch nur in Form eines Storyboards, an um Inhalt und Stimmung zu verstehen und spreche die Sprachaufnahmen ein. Die Aufnahme legen Sie dann später bildgenau an. Gerade bei grafischen Erklärfilmen oder Whiteboardanimationen ist oft sogar sinnvoll zuerst den Text einzusprechen und später auf die vorhandene Sprache zu animieren. Das spart Zeit und oft auch Geld. Wenn Sie eine professionelle Produktionsfirma mit der Erstellung des Films beauftragt haben, wird das Anlegen der Sprachaufnahme vom Cutter im Schnitt (AVID, Premiere, FinalCut) im Nachhinein bildsynchron erledigt. Die fertige Endmischung, also der Mix von Sprachaufnahme mit Musik und Soundeffekten wird dann meist wieder in einem professionellen Tonstudio finalisiert. Je nachdem welche Nutzung erfolgt, kann dies aber auch bereits im Schnitt erfolgen. Sollten Sie eine professionelle Mischung ihrer Produktion brauchen, die für TV, Radio oder auch große Events optimiert werden soll, kann ich Ihnen anbieten, dies in meinem professionellen Tonstudio media productions To Free (www.tofree.de) zu realisieren. Mein Team berät Sie dazu gerne: 0221-29211890.
Wie sind die verschiedenen Lizenzmodelle für die Nutzung der Sprachaufnahme?
In der Regel geht das Nutzungsrecht von Sprachaufnahmen mit der Begleichung der Rechnung an den Auftraggeber über. Nutzungseinschränkungen, egal ob zeitlich oder räumlich sollten auf der Rechnung oder einer separaten Rechteübertragung klar erkennbar sein und müssen unbedingt beachtet werden.
So ist werbliche Nutzung in jedem Fall zeitlich beschränkt, oft auf ein Jahr. Dann wir dein erneutes Buy-out fällig.
Auch territoriale Einschränkungen sind üblich. Bei Radiowerbung unterscheidet man lokale, stadtweite, regionale, nationale Nutzung. Eine Nutzung im gesamten deutsch-sprachigen Raum wird oft als DACH bezeichnet (Deutschland, Austria, Schweiz) im internationalen Sprachgebrauch auch als GAS (Germany, Austria, Suisse).
Überschreitet der Auftraggeber das eingeräumte Nutzungsrecht, stellt das in der Regel einen Lizenzverstoß dar, was bestenfalls zu Nachforderungen, nicht selten aber auch zu juristischen Auseinandersetzungen führt. Ich bin froh, dass ich in meiner 25 jährigen Sprecherkarriere bisher erst einmal einen Fall von Nutzungsrechts-verletzung zu beklagen hatte. Ich führe das auf meine transparente Kommunikation und die mir wichtige, vertrauensvolle und kollaborative Zusammenarbeit mit meinen Kunden zurück.
Wie werde ich Sprecher / Synchronsprecher?
Diese Frage wird mir sehr häufig gestellt. Die meisten Sprecher haben eine abgeschlossene Schauspielausbildung gemacht, manche sind zudem Sprecherzieher. Viele Sprecherkolleginnen und -kollegen kommen aber auch über die Praxis, durch Volontariate oder Mitarbeit bei Radio und / oder Fernsehen, zum Sprechen. Ich selbst habe 1989 ein zweijähriges Volontariat bei einem lokalen Sender in Ingolstadt gemacht (RadioIN) und währenddessen eine professionelle Sprechausbildung durch einen staatlich geprüften Sprecherzieher genossen. Für Quereinsteiger empfehle ich Privatunterricht bei Sprecherziehern oder Stimmcoaches. Das habe ich mir, als ich schon als Sprecher gearbeitet habe zusätzlich gegönnt, vor allem Schauspielunterricht. Auch heute lasse ich mich ab und an coachen,weil es mir wichtig ist, mich weiterzuentwickeln.
Generell halte ich eine fundierte „phonetische Grundausbildung“ für sinnvoll. Sie ist die Voraussetzung um auf dem Markt Fuß fassen zu können. Wenn jemand bereits eine Gesangsausbildung genossen hat, ist das sicher von Vorteil, da es viele Überschneidungen mit einer Sprecherausbildung gibt, was Atmung etc. anbelangt. Beim Sprechen, gerade wenn es um TV, Computerspiele, Werbung oder Synchron geht, ist viel „Handwerk“ gefragt, und das bekommt man natürlich nur durch Übung und Erfahrung „on the Job“. Da beißt sich die Katze dann oft leider für viele Anfänger in den Schwanz: Ohne Jobs keine Erfahrung – ohne Erfahrung keine Jobs.
Meine Empfehlung für alle die „unbedingt“ Sprecher werden wollen, aber denen aktuell das nötige Kleingeld fehlt: Fangt klein an. Macht eine erste Probestunde (bezahlt) bei einem professionellen Stimmcoach und lasst Euch von ihr/ihm über den Status Quo eurer „Sprechereignung“ aufklären, und darüber, an was ihr speziell arbeiten müsst. Nehmt wenigstens ein paar Stunden, um die Grundlagen zu lernen: Atmung, Haltung, Aussprache. Lest Bücher zu dem Thema (Der kleine Hey, die Kunst des Sprechens), macht die Übungen, lest Blogs, vernetzt Euch mit Gleichgesinnten, kauft euch ein simples Mikro (Zoom H2n), intalliert Audiosoftware auf dem Rechner (Audacity, kostenlos), sucht euch Texte raus und übt, übt, übt, übt. Die selbst eingespro-chenen Texte schickt ihr Menschen eures Vertrauens, die sie auch wirklich bewerten können (nicht der Oma), sondern Menschen aus der Szene mit der Bitte um ehrliches, konstruktives Feedback. Übt, übt, übt. Verbessert Euch. Im Optimalfall folgen erste kleine Jobs. Mit diesen echten Hörproben, die wirklich genutzt wurden, bewerbt ihr euch bei professionellen Studios, baut eine Website auf, positioniert euch als Sprecher/in. Schritt für Schritt, mit Ausdauer und einem klaren Ziel wird es euch gelingen. So hab ich das auch gemacht. Der Erfolg kommt nicht über Nacht – aber er kommt, wenn ihr Ausdauer Fleiß und Leidenschaft zeigt und euch mit „Haut und Haar“ ganz der Sache verschreibt.
Wie werde ich Synchronsprecher?
Für viele ist auch die Ausbildung zum Synchronsprecher von Interesse, die mancherorts angeboten wird. Grundlage hierfür ist ebenfalls meist eine fundierte Schauspielausbildung oder eine gute phonetische Grundausbildung durch eine gute Sprecherziehin oder einen Sprecherzieher. Ist die Grundlage geschaffen, können Workshops von und mit Profis helfen, auch das Handwerk (siehe vorher) zu erlernen. Gerade beim Synchronsprechen gibt es standantisierte Abläufe die es zu kennen gilt. Das gilt auch für Regieanweisungen, wie: „Beim nächsten Take hart auf die Vier!“. Wüssten Sie, was damit gemeint ist? Ganz einfach: Ein Take, ist beim Synchronsprechen ein zu sprechender Satz, oder Satzteil, oder Satzabschnitt. Vor jedem Synchron-Take er-scheint auf dem Monitor ein Countdown, meist unterlegt mit Signaltönen, 1, 2, 3… Bei 4 erscheint das zu synchronisierende Bild, das kann ein leichtes Einatmen sein, ein Seufzer, oder ein zu sprechender Satz. Bei „hart auf die Vier!“ geht es sozusagen direkt mit der Lippenbewegung, also der Sprache los. Ganz einfach – wenn man’s weiß:).
Vorzugsweise finden sich Aufträge für Synchronsprecher an den traditionellen Synchron-Standorten Berlin, Hamburg und München. Institute, Ausbildungsstätten und Workshopveranstalter, in denen man das Synchronsprecher lernen kann, findet man am ehesten auch in diesen Städten.
Wo werden Sprecher gesucht?
Neue, frische Stimmen werden immer gesucht. Aber Professionalität wird eben auch vorausgesetzt. Deshalb ist in meinen Augen eine fundierte Sprecherziehung unbedingte Voraussetzung, für eine Karriere als Sprecher. Natürlich genügt es nicht, allein eine gute Stimme zu haben. Es gehört auch ein grundlegendes Verständnis für Kundenbedürfnisse, Dienstleistung und Marketing dazu. Wenn Sie Sprecher werden möchten, müssen Sie verstehen, dass sie Kundenprobleme lösen. Da geht es weniger um ihr Ego, als darum, Auftraggeber zu begeistern. Wenn Ihnen das gelingt, steht einer glorreichen Karriere als Sprecher nichts im Wege.Erste Anlaufstellen für Sprecher sind nach wie vor Tonstudios und Produktionsfirmen,einige Werbeagenturen und Vermittlungsportale. Wenn Sie hier erste Erfahrungen sammeln und zufriedene Kunden gewinnen, dann wird sich alles weitere automatisch wie von selbst ergeben.
Native Sprecher
Als nativ bezeichnet man Personen die in ihrer Muttersprache sprechen. Wann immer ein Auftraggeber eine Sprachversion in einer bestimmten Sprache wünscht, empfiehlt es sich unbedingt Native Sprecher einzusetzen. Lassen Sie sich vom Sprecher / Sprecherin unbedingt versichern, dass sie nativ der Sprache mächtig sind. Es gibt durchaus Kollegen, die behaupten nativ Englisch Französisch und Deutsch zu sein. Das ist natürlich nur in den aller seltensten Fällen möglich. Oft führt dies, das zeigt die Erfahrung, im Nachhinein zu Ärger, wenn die Aufnahme dann im Heimat-land vorgeführt wird und die Einheimischen einen Akzent schnell entlarven. Nicht selten entstehen dadurch enorme Kosten.
Bei der Gelegenheit erinnere ich mich an einen Tonstudiobesitzer, der den Auftrag hatte eine chinesische Version, in Mandarin, zu produzieren. Da sich kein geeigneter professioneller Sprecher finden ließ, hat er kurzerhand den Koch eines chinesischen Restaurants verpflichtet, in dem er regelmäßig zu Gast war. Sie können sich den Ärger wenige Wochen später sicher vorstellen. In einem Telefonat mit dem Auftraggeber raunzte der durchs Telefon: „Das hätte ja jeder von uns hier besser machen können!“. Immerhin konnte der Koch wenigstens chinesisch – aber vermutlich besser kochen als „sprechen“.
Verwerfen Sie lieber die Idee, mit ihrem Schulfranzösisch oder Schulspanisch eine professionelle Aufnahme liefern zu wollen.
Akzente / Dialekte
Das gilt übrigens ganz ähnlich auch für Dialekte. Klar, wenn man mit Freunden beim Essen sitzt, kann man schnell mal so tun als ob man Bayerisch oder Kölsch spreche. Ob eine solche Aufnahme dann in der jeweiligen Region besteht, ist fraglich. Insofern mein Tipp für Auftraggeber: Achten Sie bitte unbedingt darauf, dass die ausgewählte Stimme, wenn Sie sie in einem Dialekt wünschen, diesen Dialekt auch wirklich nativ erlernt hat.